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Bible Book - INDEX

GERMAN Luther Bibel 1545

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Lamentations
Chapter 3

3:1 Ich bin ein elender Mann, der die Rute seines Grimmes sehen muß.

3:2 Er hat mich geführet und lassen gehen in die Finsternis und nicht ins Licht.

3:3 Er hat seine Hand gewendet wider mich und handelt gar anders mit mir für und für.

3:4 Er hat mein Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.

3:5 Er hat mich verbauet und mich mit Galle und Mühe umgeben.

3:6 Er hat mich in Finsternis gelegt, wie die Toten in der Welt.

3:7 Er hat mich vermauert, daß ich nicht heraus kann, und mich in harte Fesseln gelegt.

3:8 Und wenn ich gleich schreie und rufe, so stopft er die Ohren zu vor meinem Gebet.

3:9 Er hat meinen Weg vermauert mit Werkstücken und meinen Steig umgekehret.

3:10 Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.

3:11 Er läßt mich des Weges fehlen. Er hat mich zerstücket und zunichte gemacht.

3:12 Er hat seinen Bogen gespannet und mich dem Pfeil zum Ziel gesteckt.

3:13 Er hat aus dem Köcher in meine Nieren schießen lassen.

3:14 Ich bin ein Spott allem meinem Volk und täglich ihr Liedlein.

3:15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättiget und mit Wermut getränket.

3:16 Er hat meine Zähne zu kleinen Stücken zerschlagen. Er wälzet mich in der Asche.

3:17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich muß des Guten vergessen.

3:18 Ich sprach: Mein Vermögen ist dahin und meine Hoffnung am HERRN.

3:19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Galle getränket bin.

3:20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir's.

3:21 Das nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch.

3:22 Die Gute des HERRN ist, daß wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,

3:23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

3:24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.

3:25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harret, und der Seele, die nach ihm fraget.

3:26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.

3:27 Es ist ein köstlich Ding einem Manne, daß er das Joch in seiner Jugend trage,

3:28 daß ein Verlassener geduldig sei, wenn ihn etwas überfällt,

3:29 und seinen Mund in den Staub stecke und der Hoffnung erwarte

3:30 und lasse sich auf die Backen schlagen und ihm viel Schmach anlegen.

3:31 Denn der HERR verstößt nicht ewiglich,

3:32 sondern er betrübet wohl und erbarmet sich wieder nach seiner großen Güte;

3:33 denn er nicht von Herzen die Menschen plaget und betrübet,

3:34 als wollte er alle die Gefangenen auf Erden gar unter seine Füße zertreten

3:35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugen lassen

3:36 und eines Menschen Sache verkehren lassen, gleich als sähe es der HERR nicht.

3:37 Wer darf denn sagen, daß solches geschehe ohne des HERRN Befehl,

3:38 und daß weder Böses noch Gutes komme aus dem Munde des Allerhöchsten?

3:39 Wie murren denn die Leute im Leben also? Ein jeglicher murre wider seine Sünde!

3:40 Und laßt uns forschen und suchen unser Wesen und uns zum HERRN bekehren.

3:41 Laßt uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel.

3:42 Wir, wir haben gesündiget und sind ungehorsam gewesen. Darum hast du billig nicht verschonet,

3:43 sondern du hast uns mit Zorn überschüttet und verfolget und ohne Barmherzigkeit erwürget.

3:44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, daß kein Gebet hindurch konnte.

3:45 Du hast uns zu Kot und Unflat gemacht unter den Völkern.

3:46 Alle unsere Feinde sperren ihr Maul auf wider uns.

3:47 Wir werden gedrückt und geplagt mit Schrecken und Angst.

3:48 Meine Augen rinnen mit Wasserbächen über dem Jammer der Tochter meines Volks.

3:49 Meine Augen fließen und können nicht ablassen; denn es ist kein Aufhören da,

3:50 bis der HERR vom Himmel herabschaue und sehe darein.

3:51 Mein Auge frißt mir das Leben weg um die Tochter meiner Stadt.

3:52 Meine Feinde haben mich gehetzet, wie einen Vogel, ohne Ursache.

3:53 Sie haben mein Leben in einer Grube umgebracht und Steine auf mich geworfen.

3:54 Sie haben auch mein Haupt mit Wasser überschüttet. Da sprach ich: Nun bin ich gar dahin.

3:55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube;

3:56 und du erhöretest meine Stimme. Verbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!

3:57 Nahe dich zu mir, wenn ich dich anrufe, und sprich: Fürchte dich nicht!

3:58 Führe du, HERR, die Sache meiner Seele und erlöse mein Leben!

3:59 HERR, schaue, wie mir so unrecht geschieht, und hilf mir zu meinem Recht!

3:60 Du siehest alle ihre Rache und alle ihre Gedanken wider mich.

3:61 HERR, du hörest ihre Schmach und alle ihre Gedanken über mich,

3:62 die Lippen meiner Widerwärtigen und ihr Dichten wider mich täglich.

3:63 Schaue doch; sie gehen nieder oder stehen auf, so singen sie von mir Liedlein.

3:64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdienet haben!

3:65 Laß ihnen das Herz erschrecken und deinen Fluch fühlen!

3:66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN!