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GERMAN Luther Bibel 1545
6:1 Hiob antwortete und sprach:
6:2 Wenn man meinen Jammer wöge und mein Leiden zusammen in eine Waage legte,
6:3 so würde es schwerer sein denn Sand am Meer; darum ist's umsonst, was ich rede.
6:4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, derselben Grimm säuft aus meinen Geist, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet.
6:5 Das Wild schreiet nicht, wenn es Gras hat; der Ochse blöket nicht, wenn er sein Futter hat.
6:6 Kann man auch essen, das ungesalzen ist? Oder wer mag kosten das Weiße um den Dotter?
6:7 Was meiner Seele widerte anzurühren, das ist meine Speise vor Schmerzen.
6:8 O daß meine Bitte geschähe, und Gott gäbe mir, wes ich hoffe!
6:9 Daß Gott anfinge und zerschlüge mich und ließe seine Hand gehen und zerscheiterte mich!
6:10 So hätte ich noch Trost und wollte bitten in meiner Krankheit, daß er nur nicht schonete. Habe ich doch nicht verleugnet die Rede des Heiligen.
6:11 Was ist meine Kraft, daß ich möge beharren? und welch ist mein Ende, daß meine Seele geduldig sollte sein?
6:12 Ist doch meine Kraft nicht steinern, so ist mein Fleisch nicht ehern.
6:13 Habe ich doch nirgend keine Hilfe, und mein Vermögen ist weg.
6:14 Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten weigert, der verlässet des Allmächtigen Furcht.
6:15 Meine Brüder gehen verächtlich vor mir über, wie ein Bach, wie die Wasserströme vorüberfließen.
6:16 Doch, welche sich vor dem Reif scheuen, über die wird der Schnee fallen.
6:17 Zur Zeit, wenn sie die Hitze drücken wird, werden sie verschmachten, und wenn es heiß wird, werden sie vergehen von ihrer Stätte.
6:18 Ihr Weg gehet beiseit aus; sie treten auf das Ungebahnte und werden umkommen.
6:19 Sie sehen auf die Wege Themas; auf die Pfade Reicharabias warten sie.
6:20 Aber sie werden zuschanden werden, wenn's am sichersten ist, und sich schämen müssen, wenn sie dahin kommen.
6:21 Denn ihr seid nun zu mir kommen; und weil ihr Jammer sehet, fürchtet ihr euch.
6:22 Habe ich auch gesagt: Bringet her und von eurem Vermögen schenket mir
6:23 und errettet mich aus der Hand des Feindes und erlöset mich von der Hand der Tyrannen?
6:24 Lehret mich, ich will schweigen; und was ich nicht weiß, das unterweiset mich.
6:25 Warum tadelt ihr die rechte Rede? Wer ist unter euch, der sie strafen könnte?
6:26 Ihr erdenket Worte, daß ihr nur strafet, und daß ihr nur paustet Worte, die mich verzagt machen sollen.
6:27 Ihr fallet über einen armen Waisen und grabet eurem Nächsten Gruben.
6:28 Doch weil ihr habt angehoben, sehet auf mich, ob ich vor euch mit Lügen bestehen werde.
6:29 Antwortet, was recht ist; meine Antwort wird noch recht bleiben.
6:30 Was gilt's, ob meine Zunge unrecht habe und mein Mund Böses vorgebe?